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Sturzprävention in der stationären Pflege – KI-gestützte Lösungen im Einsatz

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Elena Todeva

Published: 16.12.2024
Inhaltsverzeichnis
Stürze sind ein zentrales Problem der stationären Pflege
Anforderungen des Expertenstandards Sturzprophylaxe implementieren und Nachweise für Kontrollen durch den Medizinischen Dienst liefern
Wie funktioniert die LINDERA Mobilitätsanalyse?
Klinische Evidenz: Wirksamkeit der LINDERA-App in der stationären Sturzprävention
Nutzen  für die stationäre Pflege
Praxiserfahrungen und Implementierung
KI und digitale Tools: Die Zukunft der Sturzprävention in der stationären Pflege
Herausforderung und Lösungsansatz
Handlungsempfehlungen
Fazit

Stürze sind ein zentrales Problem der stationären Pflege


Die Sturzprävention ist eine der größten Herausforderungen in der stationären Pflege. Schätzungen zufolge stürzt fast ein Drittel der über 65-Jährigen mindestens einmal im Jahr, und in Pflegeheimen ist diese Rate sogar noch höher. Jeder Sturz bedeutet für Pflegeeinrichtungen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für die Klientinnen und Klienten. Er steht auch für eine enorme personelle und organisatorische Belastung. Mit der Alterung der Bevölkerung steigt zudem die Anzahl der sturzgefährdeten Pflegebedürftigen, was die Notwendigkeit innovativer Lösungen zur Sturzprävention verstärkt. 

Die Partnerschaft zwischen LINDERA und myneva bietet stationären Pflegeeinrichtungen ein KI-gestütztes, dokumentationsfähiges Tool, das Sturzrisiken proaktiv identifiziert und dabei hilft, präventive Maßnahmen frühzeitig umzusetzen.  

 

Anforderungen des Expertenstandards Sturzprophylaxe implementieren und Nachweise für Kontrollen durch den Medizinischen Dienst liefern 

Der Expertenstandard Sturzprophylaxe fordert Pflegeeinrichtungen auf, eine strukturierte Sturzpräventionsstrategie zu implementieren, die auf individuelle Risikofaktoren der Bewohnerinnen und Bewohner eingeht. 


Grafik: Die LINDERA Mobilitätsanalyse per App ermittelt 14 Risikofaktoren aus sechs Kategorien. Diese sechs basieren auf den anerkannten Leitlinien wie dem „Expertenstandard Sturzprophylaxe“. Quelle: LINDERA

Stationäre Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung, diesen hohen Dokumentations- und Überwachungsanforderungen gerecht zu werden, die in den Kontrollen durch den Medizinischen Dienst (MD) regelmäßig überprüft werden. Die strenge Prüfung stellt sicher, dass die Einrichtungen Maßnahmen zur Sturzprävention nachweisen können – ein Aspekt, der durch die LINDERA Mobilitätsanalyse optimiert wird. Mit der Integration der LINDERA App in das Dokumentationssystem von myneva können Pflegekräfte alle relevanten Sturzrisikofaktoren der Bewohner zuverlässig erfassen und dokumentieren. 

 

Wie funktioniert die LINDERA Mobilitätsanalyse?

Die LINDERA Mobilitätsanalyse nutzt die Kamera eines Smartphones oder Tablets, um wichtige Gangparameter wie Balance, Schrittgeschwindigkeit und Gehvariabilität in Echtzeit zu analysieren. Die Ergebnisse fließen nahtlos in die myneva-Software ein und sind für das Personal leicht zugänglich, sodass eine umfassende, schnelle und regelkonforme Dokumentation entsteht. Mit dieser digitalen Unterstützung können Einrichtungen sicherstellen, dass sie die Anforderungen des Medizinischen Dienstes erfüllen und gleichzeitig die Sicherheit und das Wohlbefinden ihrer Bewohnerinnen und Bewohner verbessern.   

„Die Lindera-Sturzpräventionsanalyse ist ein zukunftsweisender Schritt hin zu einer evidenzbasierten, KI-gestützten Pflegeplanung, der insbesondere bei knappen Personalressourcen und sprachlichen Herausforderungen im Pflegealltag unterstützt. Eine funktionsfähige Schnittstelle zwischen LINDERA und myneva ist dabei entscheidend, um die in der Analyse dargestellten Sturzrisiken und automatisch abgeleiteten Interventionsempfehlungen effektiv in die Pflegeplanung zu integrieren. Die direkte Übernahme von Empfehlungen in die Interventionsplanung per Mausklick vereinfacht die Arbeit erheblich, was bereits bei einer unternehmensweiten Leitungstagung großes Interesse weckte. Der Erfolg der Implementierung hängt jedoch maßgeblich von einem reibungslosen Betrieb der Technik sowie der Akzeptanz durch die Mitarbeitenden im Rahmen eines strukturierten Change-Managements ab“, so Dipl. Pflegewirt (FH) Michael Barkow, der im Unternehmen für die Themen technische Assistenzsysteme und KI in der Pflege zuständig ist. 

 

Klinische Evidenz: Wirksamkeit der LINDERA-App in der stationären Sturzprävention

Klinische Herausforderungen und der Fall Risk Score (FRS) 

Die klinische Evidenz zeigt, dass die LINDERA Mobilitätsanalyse eine verlässliche Grundlage für die Beurteilung des Sturzrisikos bietet. Das Sturzrisiko, das in Prozent mit der LINDERA App ermittelt wird, nutzt sowohl Bewegungsparameter als auch zusätzliche Risikofaktoren wie kognitive Einschränkungen und Medikationsprofile, um ein umfassendes Bild des Sturzrisikos zu erstellen. 

In einer groß angelegten Studie mit mehr als 600 Bewohnern in Pflegeeinrichtungen wurde die Effektivität des Sturzrisikos zur Vorhersage von Stürzen über einen Zeitraum von zwei Jahren nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Korrelation zwischen hohen Sturzrisikowerten und einer erhöhten Sturzrate, was die Aussagekraft des Scores unterstreicht. Die FRS-Schwellenwerte bieten Pflegeeinrichtungen konkrete Anhaltspunkte für die individuelle Risikoabschätzung und die Planung präventiver Maßnahmen. 

  • Prognosekraft des FRS: Bei einem Sturzrisiko von 45% besteht eine hohe Sturzgefahr innerhalb der nächsten sechs Monate. Einrichtungen können auf dieser Grundlage gezielte Maßnahmen planen, um das Sturzrisiko zu reduzieren. 
  • MCID-Werte: Die Ermittlung minimal klinisch bedeutsamer Unterschiede (MCID) unterstützt Pflegeeinrichtungen dabei, die Effektivität von Interventionen, wie spezifische Gehtrainings, zu evaluieren und Anpassungen vorzunehmen. So lassen sich Interventionserfolge gezielt messen und optimieren. 

Grafik: LINDERAs Sturzrisiko-Ampel mit drei Kategorien: Gering (Wahrscheinlichkeit eines Sturzes innerhalb von 24 Monaten), Erhöht (Wahrscheinlichkeit innerhalb von 12 Monaten), und Hoch (Wahrscheinlichkeit innerhalb von 6 Monaten). Je nach Risikostufe werden spezifische Maßnahmen zur Sturzprävention empfohlen. Quelle: LINDERA

 

Nutzen  für die stationäre Pflege 

Mit der wissenschaftlich validierten, zuverlässigen und kontinuierlichen Bewertung des Sturzrisikos unterstützt die LINDERA Mobilitätsanalyse Pflegeeinrichtungen darin, präventive Maßnahmen gezielt und evidenzbasiert zu gestalten. Die Analyse liefert für jeden Bewohner spezifische Daten und Empfehlungen, die das Pflegepersonal in die Lage versetzen, rechtzeitig präventiv zu handeln und dabei die Anforderungen des Expertenstandards zur Sturzprävention zu erfüllen. 

Die Kombination aus LINDERA Mobilitätsanalyse und der myneva-Software bietet zahlreiche Vorteile: 

  • Effiziente Risikoerfassung: Die App ermittelt 14 Risikofaktoren aus sechs Kategorien, basierend auf anerkannten Leitlinien 
  • Nahtlose Dokumentation: Ergebnisse fließen direkt in die myneva-Software ein, was den administrativen Aufwand reduziert 
  • Individuelle Präventionsplanung: Auf Basis der Analyse können gezielte Maßnahmen entwickelt werden 

Praxiserfahrungen und Implementierung 

Erfahrungen aus der Praxis zeigen die Effektivität des Systems: 

  • Sturzratenreduktion: Eine Einrichtung mit über 200 Bewohnern konnte die Sturzrate um 15% senken 
  • Positive Resonanz: Bei einer unternehmensweiten Leitungstagung wünschte sich die Hälfte aller Leitungen spontan die Nutzung dieser Anwendung. 
  • Kooperationsverträge: Für sechs Einrichtungen wurden bereits Verträge mit Pflegekassen geschlossen.  

Die erfolgreiche Implementierung erfordert jedoch ein durchdachtes Change-Management. Mitarbeiter müssen neue Prozesse zur Routine werden lassen, was nur bei reibungslosem Funktionieren von Hard- und Software gelingt. 

 

KI und digitale Tools: Die Zukunft der Sturzprävention in der stationären Pflege 

Die Integration von KI und digitalen Tools in die stationäre Pflege bietet ein enormes Potenzial zur Erhöhung der Pflegequalität und zur Entlastung des Pflegepersonals. In vielen stationären Einrichtungen sind die Arbeitsanforderungen hoch, und die Zeit, die Pflegekräfte für präventive Maßnahmen aufwenden können, ist oft begrenzt. Durch den Einsatz der LINDERA Mobilitätsanalyse wird das Pflegepersonal effizient unterstützt, und gleichzeitig steigt die Sicherheit und Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. Durch den zunehmenden Einsatz datengestützter Analysemethoden können Einrichtungen ihre Pflegeprozesse standardisieren und zugleich personalisieren. Diese Entwicklung schafft eine solide Grundlage für die Zukunft der stationären Pflege, in der digitale Technologien eine zentrale Rolle spielen werden, um die Fachkompetenz des Pflegepersonals zu ergänzen und gleichzeitig den dokumentarischen Aufwand zu minimieren. 

 

Herausforderung und Lösungsansatz 

Die Herausforderung liegt in der vollständigen Implementierung im Sinne eines Change-Managements. Die Mitarbeiter müssen neue Prozesse zur Routine werden lassen. Dies gelingt u.a. nur, wenn Hard- und Software reibungslos funktionieren. Jede technische Fehlfunktion führt beim Anwender schnell zu einem Compliance-Verlust. Da alle technischen Neuerungen in der Regel im Praxisbetrieb nachjustiert und Verlauf verbessert werden müssen, ist eine zeitnahe und reibungslose Zusammenarbeit der Akteure ein Erfolgsschlüssel. 

 

Handlungsempfehlungen

  1. Demo der LINDERA Mobilitätsanalyse: Pflegeeinrichtungen können die Vorteile der App durch eine kostenlose Testphase kennenlernen, um ihre Sturzpräventionsstrategien zu optimieren. 
  2. Schulung des Pflegepersonals: Investieren Sie in Schulungen, um das Personal mit den Funktionen und Anwendungen der LINDERA App vertraut zu machen und sicherzustellen, dass die Maßnahmen optimal eingesetzt werden. 
  3. Integration und Standardisierung: Nutzen Sie die Möglichkeiten zur standardisierten Risikobewertung und Sturzdokumentation, um eine regelkonforme, hochwertige Pflege zu gewährleisten und die Anforderungen des MD zu erfüllen. 



Fazit 

Die Partnerschaft zwischen LINDERA und myneva bietet stationären Pflegeeinrichtungen eine umfassende Lösung zur Sturzprävention. Durch die Kombination aus wissenschaftlich fundierter FRS-Bewertung und nahtloser Dokumentation in der myneva-Software können präventive Maßnahmen gezielt und effizient gestaltet werden. 

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